Montag, 5. Juni 2006

Eine Geschichte

Als die Männer den „Tante-Emma-Laden“ überfallen hatten waren 5 Augenzeugen in der Nähe. 1. die Ladeneigentümerin, nach dem Überfall ziemlich durcheinander und kaum ansprechbar, 2. eine weitere Kundin, die gerade vor dem Kühlregal stand, als die Diebe den Laden betraten, 3. ein älterer Herr mit Hund, der vor dem Laden spazieren ging, 4.+5. ein junges Pärchen auf der anderen Straßenseite an der Bushaltestelle.
Die Polizei, die keine fünf Minuten nachdem der Notruf in der Leitzentrale eingegangen war den Tatort erreichte, nahm die Aussagen aller fünf Augenzeugen auf. Alle fünf sprachen von zwei Täten, dabei variierten die Aussagen erheblich. Die Kundin im Laden wollte sicher einen der Täter als Türken identifiziert haben, höchstens 1,68 Meter groß, mit krummer Nase und dunklen Augen. Am Komplizen war ihr ein außergewöhnlich watschelnder Gang aufgefallen zum Alter konnte sie keine Angaben machen. Der ältere Herr vor dem Laden beschrieb den einen Täter als korpulent, den anderen als eher groß und schlank – beide höchstens zwanzig Jahre alt und sicher nicht hier aus der Gegend. Die Täter waren in unterschiedliche Richtungen geflohen, welcher in welche, konnte er jedoch nicht mit Sicherheit sagen.
Das junge Pärchen auf der anderen Straßenseite hatte den dickeren der beiden dunkelhaarigen Männer (die sie auf die Entfernung auf mindestens 30 schätzten) nach rechts die Straße hoch laufen und in einen bereitstehenden Kleinwagen steigen sehen. Das Auto sei dann in die Richtung gefahren, in die der andere Täter (der attraktivere, wie sie bemerkte) verschwunden war. Nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt hatte konnte auch die Eigentümerin des Ladens vernommen werden. Die beiden riesigen Männer wären in ihren Laden gestürmt und hätten sie mit vorgehaltener Waffe bedroht. Das einzige was ihr aufgefallen war während sie das Geld aus der Kasse nahm, um es den Dieben auszuhändigen, war, dass der, der sprach, nur gebrochen Deutsch konnte – sie tippte auf einen russischen Akzent.
Kommissar Meier war für die Ermittlung zuständig und las sich in Ruhe die Protokolle der Vernehmungen durch. Dabei nahm er jede Position genau ein und wanderte in seiner Vorstellung zwischen den einzelnen Standpunkten hin und her. Später fuhr er selbst noch einmal an den Ort des Geschehens und jetzt konnte er selbst sehen, wie die Täter den Laden betraten, die Waffe hoben und später mit dem Geld wieder herausstürmten. Zurück auf dem Revier schrieb er seinen Bericht und schickte die Fahndungsmeldung mit den Täterbeschreibungen an alle Einheiten raus.
Am nächsten Tag, als Meier wieder ins Büro kam, wurde ihm plötzlich etwas klar, eigentlich hatte er es schon die ganze Zeit gewusst, aber erst jetzt hatte sich diese Information an die Oberfläche gearbeitet: Irgendetwas in diesem Bild passte nicht zusammen! Nach einigem Nachdenken kam er auch darauf, was es war: ein Türke mit russischem Akzent? Nein, der Akzent war nur vorgetäuscht, um die Ermittler zu verwirren. Jetzt wusste Meier aber wo er suchen musste, sofort machte er sich auf zum Jugendzentrum „an der Ecke“, dort gab es schon lange rivalisierende russische und türkische Jugendbanden. Nun musste Meier nur noch den Fahndungsbescheid der veränderten Situation anpassen, dann hatte er die Täter schon so gut wie sicher geschnappt.

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